Rezension: Fremder in einer fremden Welt

Meisterwerk des Sci-Fi, oder veralteter Unsinn?

Es gilt als eines der bedeutendsten Werke des Science Fiction, wurde ein Kultbuch der Hippie-Bewegung, wurde ein amerikanischer Bestseller und ein großer Einfluss auf die Kultur der 60er: “Stranger in a Strange Land” von Robert A. Heinlein. Und doch fiel es immer wieder im Laufe der Jahre unter harte Kritik. Sollte es heutzutage vielleicht unter einem anderen Licht gesehen werden? Ist es noch wert, es zu lesen?

Die deutsche, ungekürzte Übersetzung des Buches ist diejenige, die ich gelesen habe, daher werde ich mich hier hauptsächlich mit diesem auch befassen. 

“Fremder in einer fremden Welt” von Robert A. Heinlein wurde erstmals 1961 veröffentlicht, und ist ein Science-Fiction-Roman über einen auf dem Mars geborenen Mann, der von Marsianern aufgezogen wurde und nun zum ersten Mal in seinem Leben die Erde und dessen Kultur kennenlernt. Der Roman spielt in einer Zukunftsvision der USA nach einem dritten Weltkrieg, die von einer Weltregierung angeführt wird und in der es unter anderem eine sehr mächtige religiöse Sekte namens “Fosteriten” gibt.

Der Hauptcharakter, Valentin Michael Smith, ist der erste auf dem Mars geborene Mensch. Er ist der Erbe aller Crewmitglieder einer verunglückten Marsmission, und besitzt nun laut irdischem Recht die gesetzliche Macht über den gesamten Planeten. Als er von einer anderen, späteren Marsmission entdeckt und zur Erde gebracht wird, versetzt ihn das aufgrund seines gewaltigen Besitzes in eine politische Gefahr. Allerdings ahnt er von all dem nichts, da er komplett unwissend von der menschlichen Kultur und deren Bräuchen ist. Seine marsianische Erziehung hat dazu geführt, dass er an komplett andere Bräuche gewöhnt ist und anscheinend außerirdische Kräfte wie Telekinese innehat. 

Nach seiner Ankunft wird er in einem Krankenhaus festgehalten, um sich an die Erdatmosphäre zu gewöhnen und um ihn auf Befehl des Generalsekretärs der Weltregierung dort zu isolieren, bis man ihm seinen Besitz auf den Mars absprechen kann. Als Michael Smith von der Krankenschwester Jill Boardman dann befreit und mitgenommen wird, beginnt ein Abenteuer großes Ausmaßes, in dem Michael Smith die Menschheit näher kennenlernt und beschließt, sie nach seiner eigenen Vorstellung zu ändern… 

Als ich den Roman zum ersten Mal gelesen habe, hat er mich sehr beeindruckt. Die Welt fühlt sich gut überdacht und realistisch an, und es hat Spaß gemacht, mehr Facetten und Charaktere in dieser Zukunft zu entdecken. Ich möchte ungern vieles über den späten Verlauf verraten, aber es gibt innerhalb der Geschichte eine gewisse Entwicklung, die einige unserer gesellschaftlichen Vorstellungen von Moral in Frage stellt und bewusst provoziert. Darin gibt es zum Beispiel das Thema sexueller Freiheit und polyamoröse Beziehungen, weswegen das Buch vermutlich so gern von Hippie-Kreisen angenommen wurde. Dies ist meiner Meinung nach auch ein Grund, warum das Buch für mich so interessant ist. Ich wähle bewusst das Wort “interessant”, und nicht etwa “gut”, da manches in diesem Buch fragwürdig ist. Es enthält eine gewisse Rechtfertigung für Kannibalismus, stellt Frauen in einem sehr stereotypischen sexistischem Licht dar und der Hauptcharakter erkennt im Laufe des Buches die Homosexualität als eine “Falschheit” an. 

Ich würde trotz dieser oft Kritik hervorrufender Themen empfehlen, dieses Buch zu lesen. Es hat mir durch seine fesselnde Schreibweise und seiner in viel Detail beschriebenen Welt viel zum Nachdenken gegeben. Wenn euch also veraltete Sichtweisen und provokante Aussagen nicht zu sehr stören, ist es definitiv wert, mal einen Blick in den Roman zu werfen.

Schreibe einen Kommentar