Allzu klug ist manchmal dumm

Die Ballade „Der Golem“ von Detlev Von Liliencron aus dem Jahr 1903 handelt von dem Hauptcharakter Rabbi Löw (Rabbi: Jüdischer Gelehrter) der sich einen Golem aus Holz schnitzt, der dem Rabbi Löw dienen sollte. Der Golem darf nur am letzen Tag der Woche ausruhen, indem der Rabbi Löw ihm den Zauberzettel aus dem Mund entfernt und er sich so nicht mehr bewegen kann. An einem Tag hat er es vergessen, woraufhin der Golem anfängt die Stadt zu zerstören. Der Rabbi Löw bekämpft den Golem und er wird zerschmettert. Die Ballade endet damit das er nie wieder einen Golem erschaffen will und dem Satz: „Allzu klug ist manchmal dumm.“ (Strophe 12 Vers 4), damit ist gemeint, das man nicht immer der Arbeit aus dem Weg gehen sollte.

Die Ballade kann man als numinose Ballade einordnen, erkennen kann man das an dem Vorkommen von übernatürlichen Wesen. Die Intention der Ballade ist eine Lehre, da der Golem die ganze Arbeit machen muss und der Rabbi Löw deswegen bestraft wird. 

Die Ballade besteht aus 12 Strophen mit jeweils 4 Versen die meistens aus einem Satz und mehreren Nebensätzen bestehen. Untypisch für eine Ballade ist, das kein Reimschema oder Dialoge vorhanden sind. Der Author nutzt viele Aufzählungen (z.b. Strophe 7) um die Situation stärker oder auch etwas übertrieben wirken zu lassen. 

Der Stoff des Golems stammt ursprünglich aus einer Jüdischen Sage, die von einem aus Lehm geschaffenen, künstlichen Menschen erzählt. Sie entstand in der talmudischen Zeit (200-500).  Heute findet man in Literaturen, die den Golem enthalten, häufig Begriffe und Bezüge zur Jüdischen Kultur. Die Bezeichnung „Golem“ erschien erstmalig im Schriftentum der deutschen Kabbala (12. Jh.) (Kabbala: Jüdische Schriften) und bedeutet soviel wie „ungestaltet“ oder „unfertig“. Im 14.-17. Jahrhundert wurden viele Legenden und Rezepte zur Erschaffung eines Golem im deutschen Raum verbreitet. Gemeinsamkeiten der Legenden sind das die Schöpfung durch Wortmagie bewirkt wird. Außerdem ist der Golem stets stumm und erfüllt eine Knechtfunktion. Gegen Ende wird er in Erde zurückverwandelt. In der deutschen Literatur erschien der Golem zum ersten mal in „De arte cabbalistica“ (1517) von Reuchlin. Weitere Merkmale wie das vorkommen eines Zauberzettels wurden von der Familiensage von J. Emden (18. Jh.) und „Jüdische Merkwürdigkeiten“ (J. Schudt 1714) verfestigt. Häufig gibt es auch einen Rabbi der einen Golem als Diener erschafft, dieser aber außer Kontrolle gerät sodass er wieder zerstört werden muss.

Quellen:

Elizabeth Frenzel (2008): Motive der Weltliteratur. (6. Auflage). Stuttgart: Kröner

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. clarawort

    Ich liebe diesen Betrag…WOWWWW

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