Die ursprüngliche Erzählung:
Der Rattenfänger ist eine Sage, die erstmals handschriftlich 1430/50 auftauchte. Zu Beginn des 17./18. Jahrhunderts verbreitete sich die Sage im deutschsprachigen Raum. Die bekannteste Fassung geht auf die Sammlung der Brüder Grimm von 1816 zurück.
Es handelt sich bei der Sage ursprünglich um eine Erzählung, welche vom Verschwinden von 130 Kindern berichtet. Sie wurde wahrscheinlich erst Ende des 16. Jahrhunderts mit einer Rattenvertreibungssage verknüpft.
Am alten Rathaus im Hameln standen folgende Zeilen: Im Jahr 1284 na Christi gebort to Hamel worden uthgevort hundert und dreißig Kinder dasülvest geborn dorch einen Piper under den Köppen verlorn.
(Im Jahr 1284 nach Christi Geburt wurden in Hameln hundertdreißig Kinder geboren, die durch einen Pfeifer unter den Koppen verloren gingen.)
Es ist unsicher, wie wahr die beiden Teile der Sage sind, da es sich nicht genau nachweisen lässt, ob es in Hameln einen Rattenfänger gab und warum die 130 Kinder verschwanden.
Eine Vermutung ist, dass der Rattenfänger in Wirklichkeit ein Werber für deutsche Siedler im Osten gewesen sei und deshalb die Kinder verschwanden.
Die Neu Interpretation:
Karl Joseph Simrock (1802-1876) veröffentlichte 1844 eine Neuinterpretation der Erzählung als Ballade. Sie fällt unter die Numinosen Balladen, da der Rattenfänger mit einer Art „Zauberflöte“ Ratten und auch Kinder anlockt.
Die Ballade beginnt mit der Beschreibung der Stadt Hameln, die von einer schweren Rattenplage heimgesucht wird. Ein geheimnisvoller Mann in bunten Kleidern, der Rattenfänger, erscheint in der Stadt und bietet den Bürgern an, die Ratten gegen eine Belohnung zu vertreiben. Der Bürgermeister verspricht ihm seine Tochter, wenn er erfolgreich ist. Der Rattenfänger spielt auf seiner Flöte eine magische Melodie, die alle Ratten der Stadt anzieht. Er führt sie zum Fluss Weser, wo sie ertrinken. Nachdem die Ratten verschwunden sind, weigert sich der Bürgermeister von Hameln, dem Rattenfänger die Tochter zu geben. Der Rattenfänger schwört Rache und verlässt die Stadt. Später kehrt er zurück, dieses Mal mit einer anderen Melodie. Er spielt auf seiner Flöte und zieht damit die Kinder der Stadt an. Die Kinder folgen ihm aus der Stadt heraus. Der Rattenfänger führt die Kinder zu einem Berg, wo sie spurlos verschwinden. Nur zwei Kinder, ein stummes und ein blindes, kehren zurück.
Vergleich:
Die Ballade hat ein festes Metrum und reimt sich im Gegensatz zu der Sage, welche in Prosaform geschrieben ist (Gebrüder Grimm). Die Ballade ist in Strophen gegliedert. Die Ballade ist eine dichterische Aufarbeitung der Sage, da Sagen oft nur mündlich überliefert wurden und erst später schriftlich festgehalten wurden. Inhaltlich fällt auf, dass in der Sage dem Rattenfänger ein Lohn versprochen wird, den er nicht erhält, der sich auf eine Geldsumme beläuft. Jedoch verspricht man ihm in der Ballade die Tochter des Bürgermeisters. Zum Schluss lässt sich noch sagen, dass Sagen oft eine moralische Botschaft beinhalten, in diesem Fall die Warnung vor Wortbruch und Unehrlichkeit. Die Ballade zielt mehr darauf ab, die Geschichte poetisch und dramatisch darzustellen.
Quellen:
Seite: „Rattenfänger von Hameln“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. April 2024, 13:07 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rattenf%C3%A4nger_von_Hameln&oldid=244387376 (Abgerufen: 4. Juni 2024, 10:53 UTC).
Seite: „Die Sage nach den Brüdern Grimm.“ In: Hameln.de. URL: https://www.hameln.de/de/der-rattenfaenger/die-rattenfaengersage/die-sage-nach-den-bruedern-grimm (Abgerufen: 4. Juni 2024, 10:53 UTC).
Seite: Simrock, Karl Joseph. „Der Rattenfänger von Hameln.“ In: Projekt Gutenberg-DE. URL: https://www.projekt-gutenberg.org/simrock/gedsimro/chap033.html (Abgerufen: 5. Juni 2024, 10:26 UTC).
QueShop (13. Februar 2015): “Planet Wissen – Rattenfänger, was in Hameln wirklich geschah” [YouTube]. Online unter: https://youtu.be/48MF2VSMJvY?si=-UweVBC7O81CFHiU. (Abgerufen: 4. Juni 2024, 9:37 UTC).
Seite: „Der Rattenfänger von Hameln“ Gebrüder Grimm. In: Sofatutor. URL: https://www.sofatutor.com/deutsch/videos/der-rattenfaenger-von-hameln-gebrueder-grimm?sofatutor_partner=bing&sofatutor_campaign=%5BT%5D+Deutsch_video_exact-adults+%28BA%29&sofatutor_medium=cpc#der-rattenfaenger-von-hameln (Abgerufen: 5. Juni 2024, 9:12 UTC).
Älteste Rattenfängerdarstellung von 1592 als “Schalmeipfeifer”; Kopie einer Glasmalerei in der Marktkirche Hameln. Online unter: Pied piper – Rattenfänger von Hameln – Wikipedia (Abgerufen: 5. Juni 2024, 9:05).
BOAR was ein cooler Beitrag!!