Rezension „Rumo und die Wunder im Dunkeln“

Ein Weltenbaum. Drei Schrecksen. Hunde mit Hörnern. Die schwarze Kuppel. Bei lebendigem Leibe. Eine Haifischmade. Die Lindwurmfeste. Die Kupfernen Kerle. Alchemisten, Uhrmacher, Waffenschmiede und Chirurgen. Ein Ölsee. Grinzhold und Löwenzahn. Eydeeten. Mondlichtschatten. Die unvorhandenen Winzlinge. Das Unterblutboot. Mädchen.

Hier geht’s zu einem Bild der (nicht ganz vollständigen) Zamonien-Reihe von Walter Moers.

Auch in Walter Moers‘ Roman „Rumo und die Wunder im Dunkeln“ ist wieder eine Vielzahl solcher verschiedenster, abgefahrener Lebensformen, Orte und Gegenstände zu finden. Das 2003 im Piper Verlag erschiene Buch handelt von dem jungen Wolpertinger „Rumo von Zamonien“, der sich auf die Suche nach seiner großen Liebe begibt. Dabei lernt er den Kontinent kennen, findet sein Zuhause und wird zum Helden.

Die Geschichte beginnt auf dem Bauernhof, auf dem Rumo lebt. Zu diesem Zeitpunkt der Geschichte ist er noch ein Wolpertingerwelpe. Die Wolpertinger werden von Walter Moers dargestellt als Hunde, die aufrecht gehen können und zwei kleine Hörner auf dem Kopf haben. Außerdem nehmen Wolpertinger Gerüche als bunte Fäden vor ihrem inneren Auge war. Dort auf dem Hof wittert Rumo zum ersten mal den Silbernen Faden, der für Wolpertinger ihre große Liebe verspricht. Das weiß Rumo zu diesem Zeitpunkt noch nicht, und dennoch weckt er in ihm den unbändigen Wunsch in die Welt zu ziehen und den Ursprung des Silbernen Fadens zu finden.
So begibt sich Rumo auf die Suche. Doch diese wird gleich zu Beginn dadurch verhindert, dass Rumo entführt wird. In der folgenden Gefangenschaft lernt er Volzotan Smeik kennen, der für ihn eine Art Ziehvater, Mentor und auch Freund wird. Mit seiner Hilfe schafft Rumo es, sich, Smeik und alle anderen Mitgefangenen zu befreien. Er begibt sich auf Wanderschaft durch den Kontinent, dem Silbernen Faden folgend.
Und er findet den Ursprung in Wolperting, der Stadt der Wolpertinger, in Form einer Wolpertingerin namens Rala. Doch auch an dieser Stelle der Geschichte ist das Schicksal nicht auf Rumos Seite. Diesmal wird zwar nicht er entführt, aber dafür die gesamte Stadt mit allen Freunden, die er dort gefunden hat, allen Feinden, die er sich gemacht hat und natürlich mitsamt seiner großen Liebe, seinem Silbernen Faden, mitsamt Rala.

Hier findest du ein Bild zweier Wolpertinger aus „Rumo und die Wunder im Dunkeln“, gezeichnet von Walter Moers und mehr Infos zu Wolpertingern.

Das Buch ist geteilt in zwei Teile: das erste Buch „Obenwelt“, welches hier endet, und das zweite Buch „Untenwelt“, welches hier beginnt. Und wie der Titel des zweiten Buches schon vermuten lässt, wurden alle Bewohner Wolpertings, nach Untenwelt entführt, einem mystischen, dunklen Ort voller Gefahren. Doch Rumos Entscheidung, die Wolpertinger in Untenwelt zu suchen, steht schnell fest und so folgt er seinen Artgenossen hinab.
Er wandert durch eine neue Welt voller „Frostfratten“, „Toten Yetis“, „Elmen“ und „Vrahoks“. Teilweise freundliche und teilweise feindliche Wesen. Mit so mancher Hilfe schafft er es schließlich den Ort zu finden, an den die Wolpertinger verschleppt worden waren: Hel, die Hauptstadt von Untenwelt.
In Hel angekommen muss Rumo feststellen, dass er in einer düsteren Stadt gelandet ist, bevölkert von grausamen Wesen und regiert von einem irren König.

Walter Moers hat mit seinem dritten Buch der Zamonien-Reihe erneut ein fantastisches Werk geschaffen, in zweierlei Hinsicht. Seine mit vielen Adjektiven fantasievoll beschriebenen abstrakten Lebewesen und ausgefallenen Orte machen das Lesen der Geschichte zu einem unglaublich bildhaften und mitreißenden Erlebnis. Es erlaubt einem aus der Realität zu fliehen und in die Geschichte einzutauchen, sie selber zu erleben.

Nach den vorhergegangenen Büchern seiner Reihe, die wie eine Biografie und wie ein Märchen aufgebaut waren, hat sich Walter Moers diesmal für den Aufbau einer Heldengeschichte entschieden. „Rumo und die Wunder im Dunkeln“ lässt sich in verschiedene Etappen einteilen, die typisch für das Abenteuer eines Helden sind. Diese Einteilung macht Moers‘ Roman zu einer sehr spannenden und aufregenden Geschichte.

Moers hat ein tolles Werk geschaffen, welches ich auf jeden Fall empfehlen kann zu lesen. Besonders diesen, die sich gerne in neue, fabelhafte und abenteuerliche Welten entführen lassen. Ich kann auch nur empfehlen, sich die Geschichte anzuhören. Meisterhaft liest Dirk Bach Moers‘ Werk und gibt den stummen Figuren eine Stimme. Von dem Lesen und Hören des Buches würde ich allerdings jenen abraten, die etwas zarter besaitet sind. Denn Moers setzt seine extreme Fülle an Details natürlich nicht nur an den schönen und friedlichen Momenten des Buches ein, sondern auch an Stellen des Grauens und des Kampfes. Und Kampf kommt in „Rumo und die Wunder im Dunkeln“ nicht zu knapp.

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