Was erstmal wie ein billiger Annmach-Spruch klingen mag, ist eigentlich Weltliteratur.
Das vorab zitierte stammt aus Johann Wolfgang von Goethes Lebenswerk „Faust: Eine Tragödie“. Von besagtem Werk hat wahrscheinlich jeder von euch schon einmal gehört, wenn ihr es nicht sogar schon (mehr oder weniger freiwillig) selbst gelesen habt.
Tatsächlich bezieht sich das Zitat im Buch nicht auf eine Person, die verweilen sollte, weil sie so schön ist, sondern viel mehr auf einen Moment, einen bestimmten Augenblick. Das wird verständlicher, wenn man sich einmal den Kontext anschaut, indem der Protagonist „Doktor Faust“ diese Worte spricht:
„Werd ich zum Augenblick sagen:
Verweile doch! Du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!“
Es geht hierbei also um den Handel, den Faust mit Mephisto eingeht, den sogenannten „Teufelspakt“. Ein einfacher, aber schwerwiegender Tausch: Faust verspricht dem Teufel seine Seele, sollte dieser es schaffen einen Moment herbeizuführen, in dem Faust zufrieden ist und „verweilen“ möchte.
Solch ein Zustand scheint für den verkopften Wissenschaftler Faust allerdings ein unerreichbares Ziel, da er glaubt, durch das Streben nach Erkenntnis, Wissen und Lebenssinn, niemals glücklich und zufrieden sein zu können. Kurz: Faust schafft es nicht, seinen Kopf mal abzuschalten und einfach „im Moment zu leben“.
Auch wenn das Zitat „ Verweile doch, du bist so schön“ heute keinen wirklichen Alltagsgebrauch mehr hat (außer halt zum flirten auf Partys), ist es trotzdem den Meisten irgendwie bekannt. Die ganze Philosophie dahinter, in schönen Momenten zu „verweilen“, ist schließlich zeitlos und lässt sich auch in moderneren Redewendungen wie „yolo“ ( = you only live once) wiederfinden.