Wo es herkommt
Dieser Ausdruck findet seinen Ursprung in der Tragödie erster Teil auf Seite 33 in Vers 1112. Wagner, der Freund vom Doktor Faust, spricht von der Wissenschaft gerade in hohen Tönen. Sie befinden sich vor den Stadttoren und Faust bewundert die Sonne und die Natur. Daraufhin meint Wagner, dass doch das Schönste das Wissen und Studieren sei. Faust erwidert auf diese Lobpreisung des Wissens, und damit auch über sich selber als höchsten Gelehrten, mit folgender Antwort:
„Du bist dir nur des einen Triebs bewusst; O lerne nie den andern kennen! Zwei Seele wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der anderen trennen; Die eine hält, in derber Liebeslust, Sich an die Welt, mit klammernden Organen; Die andre hebt, gewaltsam sich vom Dust Zu den Gefilden hoher Ahnen.“
-Johann Wolfgang von Goethe, Faust (Z.1110-1112)
Was es dort bedeutet
Er meinte damit, dass das Streben nach Wissen nicht das einzig wahre ist im Leben. Er ist hin und hergerissen zwischen dem Wissen und der Überzeugung, dass Wissen nicht möglich ist. Zwiegespalten zwischen Weltlichem und Geistlichen. Zwischen Lebensfreude und Depression.
Was es heute bedeutet
Heute wird diese Redewendung verwendet, um einen inneren Zwiespalt zum Ausdruck zu bringen. Also wenn zwei Möglichkeiten einander eigentlich ausschließen und nur eine wahrgenommen werden kann. Und egal welche Möglichkeit gewählt wird, sie fühlt sich falsch an.
z.B. : „Was bereite ich heute zum Abendessen? Süß oder Herzhaft? Selbstgemacht oder bestellt? Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust!“
Ich muss aber zugeben, dass ich diese vermeintlich bekannte Redewendung noch niemals zuvor gehört habe. Das wird sich jetzt vielleicht ändern. Oder aber auch nicht.