Die Siedlung Vogelweide im Stadtviertel Gesundbrunnen, in Halle (Saale), ist eine denkmalgeschützte Wohnsiedlung. Sie wurde 1930-1931 im Stil des Neuen Bauens, nach Entwürfen von Heinrich Faller errichtet.

Eckgebäude am westlichen Ende, Kreuzung Paul-Suhr-Straße/Vogelweide

Lage

Die Wohnanlage liegt nördlich der Vogelweide, wird östlich von der Elsa-Brändström-Straße und westlich von der Paul-Suhr-Straße begrenzt. Außerdem verlaufen durch das Gebiet der Falkenweg, Finkenweg, Dohlenweg und Amselweg.

Aufbau

Die Siedlung wird zu beiden Seiten, östlich und westlich, von zwei U-förmigen Wohnblöcken begrenzt. Dazwischen befinden sich dreizehn, 60m lange, Wohnzeilen in Nord-Süd-Ausrichtung, welche in der Mitte durch eine Grünachse des Vogelherds durchzogen werden.

Datei:HAL-Vogelherd-SiedlVogelweide.jpg – Wikipedia
Ansicht der Grünachse am Vogelherd, zwischen zwei von insgesamt sechs Ladengeschäften der Siedlung.

Wohnkonzept

Die Anlage beinhaltet 520 Wohnungen, welche damals für „minderbemittelte Bevölkerungskreise“ eingeplant waren. 448 davon sind von dem Typus Kleinstwohnungen, sind beschränkt auf 48m2 und bestehen aus zwei Zimmern, Küche, Bad und teilweise Nebenräumen. Lediglich an den Kopfbauten der Wohnzeilen gibt es Drei-Zimmer-Wohnungen.

Wohnungsvergabe während der Erstbeziehung

Die Vergabe der Wohnungen nach Fertigstellung der Siedlung, wurde für die meisten Wohnungsbezieher über das städtische Wohnungsamt abgewickelt, wobei die Wartezeit mehrere Jahre betragen konnte.

Nach vollständigem Bezug der Siedlung wurde über Adressbücher, ausgewertet ob die Wohnungen tatsächlich an die vorgesehene Bevölkerungsgruppe gegangen sind. Man kam zu den Ergebnis, dass 75% der Wohnungen von Rentnern, Arbeitern und kleinen Beamten, oder Angestellten gemietet worden sind, welche sich der „sozial schwachen“ Bevölkerungsgruppe zurechnen ließen und das Bauvorhaben wurde somit als erfolgreich erklärt.

Ansicht auf die 13 Wohnzeilen im Stil des Neuen Bauens.
Bildrechte: CatatineVogelweide SiedlungCC BY-SA 3.0

Stil des Neuen Bauens

Der Stil des Neuen Bauens war eine Bewegung in der Architektur, von den 1910er bis in die 1930er Jahre, welche Formen rationalisierte und die, soziale Verantwortung als zentrales Thema sahen. Man wollte weg von Mietskasernen und beengten Verhältnissen, und strebte ein Wohnen nach dem Motto: „Licht, Luft und Sonne“ an.

Beschreibend waren kubische Formen, das Flachdach und der Einsatz von neuen Werkstoffen und Materialien, wie Glas, Stahl, Beton und Backstein.

Die damalige Wohnungsnot, sowie der Massenwohnungsbau zwangen zur Einfachheit und die Formen entwickelten sich oftmals aus der Funktion. Als ein praktizierender Stellvertreter galt das Bauhaus.

Grünflächen zwischen den Wohnzeilen. Die Planung war orientiert an einem naturnahen Konzept.

Wohnungsmangel in der Weimarer Republik

Nach dem ersten Weltkrieg fehlten in Deutschland rund eine Millionen Wohnungen, da es schon vorher einen großen Mangel gab und es durch den Krieg zu einem Baustillstand gekommen ist.

Die Weimarer Republik bezeichnete einen Wendepunkt, was das Eingreifen des Staats in das Wohnungswesen anging, denn nun wurden Maßnahmen wie Mietpreisbegrenzung, Mieterschutz und die Finanzierung von Neubauten getroffen.

Die Parteien wollten die Menschen beschwichtigen und ihr Klientel an sich binden, weshalb sie sich der Bekämpfung des Wohnungsmangels widmeten und ein gesellschaftspolitisches Thema aufgriffen. Vor allem die Linke errichtete Siedlungen im Stil des Neuen Bauens mit Kubusformen und Flachdach.

Quellen:

Bildquellen: