Abbildung 1 (Quelle: Dirk Becker, Juli 2021)

Zum Reichsbahnausbesserungswerk kurz RAW findet man tatsächlich sehr wenige Fakten. Sicher ist, dass es von der damaligen Königlich-Preußischen Staatseisenbahn errichtet wurde. Zur Erbauung der historischen Sehenswürdigkeit werden die 1860er Jahren angegeben, im Laufe der Zeit wurde das Gebiet jedoch immer wieder ausgebaut.

Das Gelände erstreckt sich über 20 Hektar, davon sind 30.000 m² denkmalgeschützt. Damit gehört es zu den größten leerstehenden Gebieten in Halle. Heute stehen noch 10 große, miteinander verbundene Haupthallen und viele weitere Nebengebäude sowie Eisenbahnschienen, die auf dem ganzen Gelände verlegt sind. Im Schnitt arbeiteten dort 2.000 Werktätige, während in den industriellen Hochphasen 2.300 Beschäftigte dort gearbeitet haben.

Die tatsächlichen Aufgaben des Reichsbahnbesserungswerks bezogen sich größtenteils auf die Instandsetzung und Instandhaltung von Lokomotiven. Sie führten aber auch Hauptuntersuchungen sowie die Aufarbeitung von Ersatzteilen, die Modernisierung von Schienenfahrzeugen, Erbauen von Güterwägen und weitere Reparaturen und Ausbauten durch. Ab 1863 wurde sich auf Dampflokomotiven beschränkt, später, ab dem 20. Jahrhundert, wurden auch Elektro- und Diesellokomotiven zur Aufgabe des Ausbesserungswerks. Einige Aufträge wurden sogar bekannter bspw. die Endmontage der „Saxonia“, die erste funktionstüchtige Eisenbahn, die in Deutschland gebaut wurde, oder der Aussichtsturm im Leipziger Rosental.

Zu DDR-Zeiten war es bekannt als „Raw ,Ernst Thälmann‘ Halle“. Ernst Thälmann war ein deutscher Politiker der KPD, der nach elf Jahren Einzelhaft im KZ Buchenwald erschossen wurde. Vermutlich wurde das Industriegelände nach ihm benannt, um ihm Respekt zu erweisen. Thälmanns Andenken wurde sowohl geehrt als auch politisch instrumentalisiert.

Im Juni 1996 wurde das Industriegelände süd-östlich des Hauptbahnhofs wegen Unrentabilität offiziell stillgelegt und dem Zerfall überlassen. Es steht nun seit 25 Jahren leer.

Heute äußert die Verwaltung (das BEV, die DB AG und die private Erbgemeinschaft) den Wunsch nach sinnvoller Nachnutzung. Die Stadt Halle hat große Visionen für das Gelände: Es soll ein neues Stadtquartier mit IT-Schwerpunkt und Zukunftspotenzial entstehen, was zwischen 1.000 und 1.500 Arbeitsplätzen schaffen soll. Dazu gehören auch Gastronomie, Gewerbe, Seminarräume und Wohngebiete. Bis dahin wäre aber noch viel Arbeit zu leisten und es gestaltet sich teilweise als sehr schwierig, da damals wenig auf den Umweltschutz geachtet wurde und der Boden nun stark durch Altöle und andere umweltschädliche Stoffe belastet ist, weshalb das vergiftete Grundwasser seit nun mehr als 10 Jahren abgepumpt und gereinigt wird. Bereits 2017 wurde mit Teil-Abrissarbeiten begonnen. Dabei wurde bspw. der 85m hohe Schornsteinturm kontrolliert zum Einsturz gebracht. Die denkmalgeschützten Anteile des Geländes sollen aber in die neue Vision integriert werden.

Das gesamten Geländes ist gut gesichert und das Betreten ist grundsätzlich verboten und gefährlich.

Bildquellen:

  • Die Veröffentlichung der hier gezeigten Bilder wurde vom Privatbesitzer genehmigt, weshalb sie hier verwendet werden dürfen

Internetquellen: