der Stadtgottesacker

Erbauung

Der Friedhof wurde zwischen 1557 und 1590 errichtet und schon 1529 geweiht. Seine Errichtung war die Folge einer Entwicklung, in welcher die Verlegung der Begräbnisse von innerhalb der Stadt nach außerhalb der Stadt vorgenommen wurde.

Der Friedhof wurde von Landsheer Kardinal Albrecht in Auftrag gegeben. An dem Ort der Errichtung wurden schon vor dem Bau Pest Tote begraben. Die Erbauung lässt sich zwischen die Phase der mittelalterlichen Stadtgründung und die neuzeitlich-absolutistische Stadtgründung einordnen. Zeitlich liegt die Erbauung zwar etwas nach der normalen mittelalterlichen Stagründungsphase, also von 10.Jhr. bis ins 15.Jhr, aber ein Merkmal spricht besonders für eine Einordnung in diese Phase: Die Umfriedung.

Der Friedhof hat eine Umfriedung in Form einer massiven Mauer. Diese Ummauerung ist ein klares Zeichen für mittelalterliche Städte. Auch die Stadt Halle ist zu dieser Zeit noch eindeutig mittelalterlich Geprägt, siehe Stadtmauer, zentraler Markt, enge verwinkelte Gassen. Die Verwinkelung ist ein Zeichen für die Ungeplantheit der Gebäude.

Allerdings gehört der Baustil des Friedhofes in die Renaissance. Daran wird sichtbar, dass es eine Zeit des Überganges war.

Seine Errichtung war die Folge der Verlegung der Begräbnisse von innerhalb nach außerhalb der Stadtmauern.

Standort

Die Platzierung dieses Friedhofes ist ein Paradebeispiel für die funktionsräumliche Gliederung einer deutschen Stadt. Denn der Friedhof wurde angelegt um die Stadt räumlich besser zu Gliedern. Die Bestattungen sollten außerhalb der Stadtmauern stattfinden.

Es wurde also ein Bereich geschaffen, der nur eine Funktion ausführte. Das ist das Prinzip der funktionsräumlichen Gliederung.

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Standort des Friedhofes im heutigen Stadtbild
Illustration der Stadt um die Zeit 1636

Funktion

HYGIENE. Damals diente der Friedhof als Ort um die Verstorbenen zu begraben. Leichen sind, aufgrund des natürlichen Vorganges der Verwesung, eine Gefahr für lebende Organismen. Bei falscher Behandlung kann es zum Ausbruch von Seuchen oder einer Belastung des Grundwassers kommen.

RELIGION. Das Beerdigen war ein religiöser Akt, für den es einen geweihten Ort geben musste.

TRAUER. Auch bot der abgegrenzte Bereich einen Ort für die Hinterbliebenen der Verstorbenen. Also einen Rückzugsort zum Totengedenken.

SCHUTZ. Die Ummauerung schützte nicht nur vor wilden Tieren sondern auch vor Grabräubern. Sie schützte die Ruhe der Toten.

ÄSTHETIK. Der Friedhof wurde mit reichlich Ornamenten und Zierelementen ausgestattet. Er repräsentierte in gewisser Weise den Status der Stadt.

HEUTE ist der Friedhof immer noch das: Ein Friedhof der Urnenbestattungen anbietet.

DENKMAL. Es ist jetzt auch ein denkmalgeschütztes Bauwerk, also ein historisch Wertvolles Objekt, und eine Sehenswürdigkeit der Stadt.

Warum solltest du dir diesen Friedhof nun anschauen?

Er ist der älteste Friedhof Halles und die Architektur gilt heute noch als Meisterwerk der Renaissance. Die Gravuren, Reliefs und Inschriften auf den Bogenvorderseiten sind besonders imposant und schön anzusehen.

Es ist ein kleiner, überschaubarer Friedhof, der sich durch die 94 Grabbogengewölbe auszeichnet, die auf der Innenseite der vierseitigen Mauer eingebaut sind (Auf dem Bild die dicke Umrandung). Durch die Überschaubarkeit fühlt sich ein Gang zwischen den eindrucksvollen Grabsteinen gemütlich und erholend an. Die Atmosphäre ist ruhig und sehr Friedlich. Für mich wirkte der Friedhof auch immer etwas wild. An Pflanzen, sowohl Bäume als auch Sträucher und Farne, mangelt es nicht. Das schafft für mich auch ein wichtiges lockeres Gefühl.

Auf dem Friedhof liegen auch viele wichtigere Menschen der Stadtgeschichte. So zum Beispiel August Hermann Francke. Vielleicht findest du ja seinen Grabstein?

Eindrücke

Der Eingang von innen und Grabbogengewölbe
Blick vom Eingang in den Friedhof
Blick von der Ecke rechts vom Eingang in den Friedhof
Gravuren an den vorderseiten der Grabgewölbe

Quellen