Sehr geehrter Stadtrat der Stadt Halle (Saale),

wir sind eine Gruppe von Schüler*innen der Freien Schule Bildungsmanufaktur, die sich mit dem Matilda-Effekt auseinandergesetzt hat. Mit diesem Effekt beschreibt man,dass viele Frauen mit hoher Leistung in den Hintergrund gestellt wurden, da die Leistung von Männern damals stärker anerkannt war. 

Bei unserer Recherche ist uns aufgefallen, wie wenige Straßen nach Frauen (23) und wie viele nach Männern (270) in Halle benannt wurden. Deswegen haben wir uns überlegt, eine Petition zu starten, um auf die vielen Frauen aufmerksam zu machen, die Großes geleistet haben. Unsere Idee ist die Richard-Wagner-Straße umzubenennen. Richard Wagner war ein Mann, der heute noch als sehr erfolgreicher Komponist der Romantik bekannt ist. Er vertrat jedoch ein klares Bild von der Gesellschaft, welches in der heutigen Zeit durchaus fragwürdig rüberkommen könnte. Juden hätten seiner Meinung nach nicht das Recht darauf, ihrem Alltag nachzugehen und ihren Wünschen zu folgen, wie zum Beispiel zu Singen und Musik zu machen, da er sie mit Tieren gleichsetzte. Dies brachte uns zu der Überzeugung, dass es überdacht werden sollte, eine Straße nach ihm zu benennen, da solche antisemitischen Äußerungen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben dürfen.

Unser Vorschlag ist es daher, die Straße umzubenennen – nach einer eher unbekannten, aber durchaus bedeutungsvollen Frau namens Mileva Marić. 

Sie war vor allem als Einsteins erste Frau bekannt. Mileva Marić war gebürtige Serbin und eine der ersten Frauen, die ein Mathematik- und Physikstudium an einer deutschsprachigen Hochschule aufnahm. Eine Frau, die viel erreichte, jedoch durch Einsteins Erfolg schnell in Vergessenheit geraten ist. 1875 in Österreich-Ungarn geboren, ist sie schon in der Schule als ungewöhnlich kluges Kind auffällig geworden. Nach bestandener Prüfung schaffte sie es als Gastschülerin an ein Jungengymnasium in Zagreb, wo sie schließlich mit Sondergenehmigung Zutritt zum Physikunterricht bekam. Sie lernte Einstein kennen, studierte mit ihm und gab ihm viele Vorlesungsunterlagen. Doch nur Einstein schaffte das Studium, Mileva fiel durch. Im Januar 1903 heiratete sie Einstein und bekam insgesamt drei Kinder. Es wird auch vermutet, sie sei die Co-Autorin der Relativitätstheorie und weiterer Veröffentlichungen Einsteins gewesen ist. Vermutlich wurde sie wie viele Frauen um ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse und Leistungen betrogen und nicht ausreichend wertgeschätzt. Damit wäre sie ein treffendes Beispiel für den Matilda-Effekt.

Mileva Marić ist eine starke und bedeutende Frau und wir finden, ihr Name würde deutlich besser als Straßenname geeignet sein als Richard Wagner. Wir hoffen, Sie verstehen unser Anliegen.

Wir freuen uns über jegliche Unterstützung und Rückmeldung zu unseren Vorhaben.

Matilda Projekt Gruppe der Freien Schule Bildungsmanufaktur

Matilda-Projekt 2.0: Frauen aus Wissenschaft, Politik und Kultur im öffentlichen Raum