Was ist die Stadt? Ist sie eine Ansammlung von Häusern, in denen mindestens 2000 Menschen ihre Tage verleben? Für mich war die Stadt schon in meiner Kindheit mehr als das. Neben den Häuserfassaden und kleinen Straßen von Halles Innenstadt, die den Blick gerade in den kalten Tagen des Jahres so einschränkten, gab es stets Spaziergänge, Wanderungen, die mir die Augen für die Schönheit öffneten, die sich hoffentlich auch in folgendem Gedicht widerspiegeln wird. Und so würde ich bei der Frage danach, was denn eine Stadt ausmache, ebenso wie die Häuser und Menschen, auch das Grün aufzählen, das in vielerlei Hinsicht als Unterbrechung dient.
Ich schrieb das Gedicht Frühlingslied an einem freien Morgen im zweiten Corona-Lockdown, im Spät-Februar 2021 in der Dölauer Heide.
Frühlingslied
Noch ist die Sonne kaum zu sehn
Doch diese Welt ist schon erwacht
Zwei Störche auf der Wiese stehn
Ein Elternpaar von ferne lacht.
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Kleine grüne Blätter
Säumen der Bäume Äste
Und mit lautem hell’n Gelächter
Baun die Elstern ihre Nester.
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Es ist die Zeit,
In der hier weit und breit
Die Knospen springen
Und so des Lebens sich entsinnen,
Das unter Winters weißen Schwingen
Wie verloren schien.
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Bald summen Hummeln, Bienen
In den weiten, grünen Wiesen,
Besingen das Leben,
Lassen’s entstehen.
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Zum Glockenschlag
Verlass ich diesen Ort,
Wo jedes Wort,
Das meiner Feder still entrinnt
Aus meines Herzens Grund entspringt.
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Leis’ sag ich: „Auf Wiedersehn!“
Denn ich muss zurück,
In mein Leben gehn,
Das ohne jeden Ton
Des Frühlingslieds verklingt.
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Bei der Weiterverbreitung oder anderweitigen Veröffentlichung zu nicht privaten Zwecken ist Milan A. Fuchs als Urheber anzugeben.
Ich bin öfter in der Dölauer Heide. Beim nächsten Spaziergang werde ich ganz bestimmt an dieses schöne Gedicht denken.