Ein spätgotischer Meisterbau mit einigen Geheimnissen

Wenn man den Marktplatz betritt, ist sie unübersehbar: Die Marienkirche, auch Marktkirche Unser Lieben Frauen genannt. Ihre vier hohen Türme bilden zusammen mit dem Roten Turm das Wahrzeichen von Halle, und im Jahre 2054 wird sie 500 Jahre alt sein.

Doch was verbirgt sich hinter ihren hohen Mauern und Fenstern? Finden wir es heraus!

Geschichte

Die Marktkirche enstand tatsächlich aus zwei anderen Kirchen, die dort zuvor standen: St. Getruden, und St. Marien. Die Getrudenkirche war die Kirche der Salzwirker, die auf dem Hallmarkt das weiße Gold aus dem Boden brachten, während die Marienkirche für die Kaufleute und Handwerker des Marktplatzes diente.

1529 wurde von Kardinal Albrecht beschlossen, die zwei Kirchen bis auf die vier Türme abzureißen und durch ein Kirchenschiff miteinander zu verbinden. Das 1554 vollendete Mittelschiff gilt heute zu den herausragendsten Hallenbauten der Spätgotik, und das hat es sich auch verdient: Durch massive Säulen gestützt, macht es den Innenraum der Marienkirche wirklich staunenswert.

Obwohl die Kirche ursprünglich von Kardinal Albrecht errichtet wurde, um sich von dem zu dieser Zeit ausbreitendem reformatorischen Christentum zu wehren, wurde hier 1541 offiziell die Reformation in Halle eingeführt, von der Kanzel der sich zu diesem Zeitpunkt noch in Bau befindlichen Kirche.

Luther selbst predigte 3-mal hier, und heutzutage lassen sich seine Totenmaske und Handabdrücke von ihm in einer kleinen Seitenkammer finden.

Der berühmte hallische Komponist Georg Friedlich Händel lernte hier zudem das Orgelspielen, und zwar an der prunkvollen Reichel-Orgel, die 1664 errichtet wurde.

Aufbau

Die Marienkirche ist, wie die Innenstadt von Halle, eine Verbindung aus verschiedensten Architekturstilen: Die sich auf der Ostseite befindlichen blauen Türme, die einmal der Getrudenkirche angehörten, sind 83 Meter hoch und wurden im 14. Jahrhundert errichtet. Sie unterscheiden sich sehr von den im romanischen/Rennaissance-Stil erbauten Hausmannstürmen, die auf der anderen Seite des Kirchenschiffes zu finden sind.

unknown (Lith. Anst. v. E. A. Funke, Leipzig), Halle-Saale-Marktplatz-anno-1500-1889 ArM

Interessanterweise lebte für lange Zeit jemand oben auf den Hausmannstürmen: Der „Hausmann“, welcher hoch oben über der Stadt wohnte und im Notfall Glocken läuten ließ. Heutzutage kann man sogar dort hinaufgehen, und die Aussicht über unseren Markt genießen.

Foto aus eigener Kamera, 3. Nov. 2017

Innenraum

Doch der Innenraum der Kirche selbst ist wohl der Höhepunkt, wenn man die Marienkirche besuchen will: Die massiven Säulen, das beeindruckende Sternengewölbe und der Hochaltar mit dem sich darüber befindlichem großen Wandbild mit Szenen aus der Apostelgeschichte sind auf jeden Fall ein Besuch wert. Auch die Reichelorgel, auf der Georg Friedrich Händel lernte, ist in diesem Bild zu sehen.

OmiTs, restitched by Alchemist-hp, MarienkircheHalle Innenraum 2, CC BY-SA 3.0

Allerdings ist dies nicht die Hauptorgel der Marienkirche! Das wäre diese hier, erbaut 1713-1716. Als Hauptorgel oder Schuke-Orgel bekannt, ist sie reichlich geschmückt und besitzt mit ihrer gewaltigen Größe mehr als 4100 Pfeifen.

Photo: Andreas Praefcke, Halle Marktkirche Orgel, CC BY 3.0

Dachstuhl

Es gibt natürlich auch Teile dieser Kirche, die fast niemand betreten darf, wie den Dachstuhl oder die Innenräume der blauen Türme. Nun, ich bin einer der wenigen, die durch ein Projekt der Stadtbibliothek Zugang dazu bekommen hat! Hier zuletzt ein paar Fotos aus diesen wenig betretenen Orten:

Fotos von mir, Entstehung 3. Nov. 2017

Viel Spaß weiterhin beim Erkunden der Saalestadt!

Thaddäus Reinhardt, 17.12. 2021