Clara Pleßke, früher noch Hanmann, wurde bekannt für ihre Art, wie sie mit Löwen und anderen Tieren umging. Sie wurde in Halle geboren, lebte aber später mit ihrem Mann in Leipzig. Sie hatte sich dort ein kleines Vermögen verdient, doch ihr Mann gab es schnell aus, wodurch sie ihren Job wechseln musste und durch die wenigen Möglichkeiten im Leipziger Zoo anfing. Dort entdeckte sie schnell ihr Interesse am Training mit Löwen und schaffte es, den Zoodirektor zu überzeugen, sie bei der Löwenpflege einzustellen. Dort fing sie an, mit der Methode von Carl Hagenbeck Löwen zu trainieren. Diese Methode weicht von der üblichen ab. Denn statt mit Knüppel und Peitsche zu arbeiten, probierte sie es mit dem Zähmen, indem sie die Tiere langsam an ihre Gegenwart und ihre Berührungen gewöhnte. Ihre Dressur beruhte darauf, dass sie junge Löwen selbst aufzog und eine weitgehende Empathie herstellte. So wurde sie geschickt im Umgang mit den Tieren und bekam schließlich 1898 ihren ersten Auftritt mit einer kleinen Löwengruppe im Leipziger Zoo.
Für ihre Arbeit gab sie sich den französischen Künstlernamen „Claire Heliot“, unter dem man heute noch viel im Internet finden kann. Diese und viele weitere Auftritte ihrer Löwen kamen gut an, bis sie sogar 1899 bis 1902 einen weiteren Auftritt in London veranstaltete und danach nach Russland weiterreiste. Bald wurde sie weltweit für vieles bekannt. Statt wie andere Tierbändigerinnen, die ihre Auftritte stark sexualisierten, ging es bei ihren eher um die „kultivierte Weiblichkeit“, was die behutsame Art, wie sie mit den Tieren umging, nur verstärkte. In ihrer Zeit entwickelte sie zum Beispiel eine Dressurnummer mit insgesamt zwölf Berberlöwen und vier Doggen. Die Doggen umkreisten die Löwen und sprangen über deren Rücken hinweg. Heliot ließ die Löwen auf einer Schaukel wippen, hohe Leitern besteigen, sich zu großen Pyramiden formieren und Sprünge durch Reifen und über Barrieren machen. Doch ihre Spezialität war der sogenannte „Löwenteppich“, bei dem sie sich auf eine Reihe von Löwen legte. 1899, bei einem ihrer weiteren Auftritte, war sie sogar schon so vertraut mit ihnen, dass sie es wagte, ihren Kopf in das Maul eines Löwen zu legen und einen 150 kg schweren Löwen zum Abschluss aus der Manege zu tragen. Doch auch bei ihrer Arbeit kam es zu immer mehr Unfällen. Mit dem zunehmenden Alter der Tiere wird die Gefahr eines Angriffs höher, weswegen sie die Tiere zu diesem Zeitpunkt entfernte und sie in den Leipziger Zoo zurückbrachte. Von dort wurde sie wiederum mit weiteren Löwenbabys versorgt.
1915 meinte sie mit 40 Jahren, dass sie sich nun zu alt fühlen würde, und kündigte ihren Rückzug an. Als sie schließlich ihre Abschlussvorstellung in Leipzig gab, kam es zu dem schwersten Unfall in ihrer gesamten Karriere. Ein Löwe biss ihr die Hüfte durch, wodurch sie ins Krankenhaus musste und sich später aus der Manege zurückzog. Ihre Löwen verkaufte sie dem Direktor zurück und lebte fortan für die Landwirtschaft, wo sie unter anderem auch Pferde züchtete. Anschließend lebte sie weiter im Altenheim von Beutelsbach und starb schließlich im Alter im Feuerbacher Krankenhaus.
So reiste sie durch die Welt und wurde als Claire Heliot berühmt. Doch nun ist sie wie viele andere Frauen auch in Vergessenheit geraten.
Matilda-Projekt 2.0: Frauen aus Wissenschaft, Politik und Kultur im öffentlichen Raum